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Artikel: Zu Gast bei PachaMama - Direktimport aus Peru

Zu Gast bei PachaMama - Direktimport aus Peru - carabica - fine coffee culture
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Zu Gast bei PachaMama - Direktimport aus Peru

Ich begrüße heute Walter Knauer von "PachaMama" - einem kleinen Direkt-Importeur von Spezialitätenkaffee aus dem Hochland von Peru. Mit Walter sprachen wir über PachaMama, Kaffeebauern aus Peru, Qualität und unseren Einfluss als Kaffeeliebhaber.

 

Was ist das Besondere an PachaMama und der Cooperative von der dein Rohkaffee stammt?

Walter Knauer: Als Allerstes sind es die Menschen, die mit jahrzehntelanger Erfahrung, mit viel Liebe, Leidenschaft und Akribie tagtäglich hart daran arbeiten, guten Kaffee zu produzieren. Die Aussage eines jungen Bauern hat mich dabei sehr beeindruckt: „Die Kaffeepflanzen sind meine Kinder. Sie können nicht sprechen, aber ich weiß sofort wenn ihnen etwas fehlt und kann sie auch gut entwickeln". (das sagte Edgar Montes, Feb 2014)

Das Besondere am Kaffee „PachaMama“ ist die hohe Qualität die wir erreicht haben. Die Bauern leben ohnehin in einer für den Kaffee privilegierten Lage. Durch qualitätssteigernde Maßnahmen, wie das Fliesen der Fermentierbecken und Pflege der Kaffeepflanzen konnte die Qualität am Strauch gesteigert werden. Durch das "selective picking" - die Bauern gehen drei Mal in der Erntezeit durch die Sträucher und ernten jeweils nur die reifen und besten Kaffeekirschen - schaffen sie beste Voraussetzung für guten Kaffee. Von Hand gepflückt, garantiert die Lese von nur reifen makellosen Bohnen.

Bei unserer nassen Aufbereitung wird die Bohne schonend konserviert und Duft, Geschmack und Fruchtsäure kommen besser zur Geltung. Von der Sonne schonend getrocknet, ergänzt das Flavour und ist die Voraussetzung für den Geschmack. Jede Bohne wird nach Größe, Farbe und Gewicht sortiert und selektiert. Das ist die beste Voraussetzung für eine gleichmäßige Röstung.

Dies wird durch leistungsgerechte Bezahlung  unterstützt. Die Bauern erhalten für die gute Qualität bis zu 40% mehr Geld und sind sehr engagiert.

Daneben ist die Geschichte der Produzenten einzigartig: Die Bauern von Miguel Grau gründeten eine kleine Asociación, da der gute Kaffee den sie bislang produzierten, in einer großen Cooperative nicht honoriert wurde. Eine kleine Asociación ist auch viel leichter zu steuern und zu motovieren um hochwertigen Kaffee zu liefern.

 

Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit mit den Kaffeebauern von der Asociación?

Walter Knauer: Es war ein Glücksfall: Mein Partner Michael ist, bedingt durch die Verwandtschaft seiner peruanischen Frau, zu den Bauern gestoßen. Durch sein westliches Know How konnte er ihnen helfen, das ambitionierte Projekt zu managen (z.B. half er, die Exportlizenz zu erlangen und Bankkonten einzurichten.). Bald wurde er zum „Gerente“ (Manager) ernannt und ist nun der Garant für gleichbleibende Qualität und Liefertreue.

 

Fairer Handel und vor allem Direct Trade sind für euch die Grundlage der Zusammenarbeit mit den Kaffeeproduzenten. Welche Kriterien sind für euch beim Direct Trade Ansatz wichtig?

Walter Knauer: Der Begriff „Direct Trade“ ist kein eingetragenes Markenzeichen. Im Kaffeehandel wird der Begriff sehr unterschiedlich ausgelegt. Einige (Industrie-) Röstereien verstehen unter „Direct Trade“, sich den Rohstoff Kaffee frühzeitig direkt bei den Kaffeebauern zu sichern – mit festen Kontingenten und zu günstigen Einkaufskonditionen. Auf der Strecke bleiben dabei leider zu oft die Qualität des Kaffees und der Lebensunterhalt der Bauern.

Wir mit „PachaMama“ gehen da einen anderen Weg: Gemeinsam mit Röstereien und Experten definieren wir „Direct Trade“ nach strengen Kriterien. Wir schalten die Zwischenstufen beim Handel aus. Das Geld wird den Bauern direkt und leistungsgerecht ausbezahlt. Das bedeutet, wir erwarten hochwertigen Bio-Kaffee. Dafür bezahlen wir deutlich mehr als den aktuellen Marktpreis direkt an die Bauern und ermöglichen ihnen so einen angemessenen Lebensstandard.

„PachaMama“-Kaffee kommt auf dem kürzesten und transparentesten Handelsweg sozusagen „direkt vom Bauernhof“ (siehe http://peru-kaffee.de/direct-trade-direkt-vom-bauernhof/)

 

Welche Maßnahmen könnt ihr ergreifen, um die Qualität des Rohkaffees zu sichern und Jahr für Jahr hoch zu halten?

Walter Knauer: Im Grunde genommen ist es der tägliche Dialog mit den Bauern. Wir haben gegenüber letztem Jahr die Qualitätshürden höher gesetzt und haben z.B. die Fermentierbecken gefliest, ein Feuchtemessgerät nach Peru gesandt, um jeden Sack bereits vor Ort genauer prüfen zu können. Bei der Sortierung (abtasten mit dem Laserstrahl) wurden nur 5 Fehlerpunkte zugelassen (letztes Jahr waren es noch 6). Unser Kaffee ist dieses Jahr "Bio-Zertifiziert" was die Qualität nun offiziell bestätigt.

Über Geschmack lässt sich ja bekannter Weise streiten, aber Qualität ist messbar!

 

Wie denken die Kaffeebauern in Peru über die deutschen Kaffeetrinker?

Walter Knauer: Leider ist die Kaffee-Trinkkultur in Peru nicht sehr stark ausgeprägt. Selbst Lima ist für die Kaffeebauern weit weg und kein Bauer würde es sich leisten können eine Tasse Kaffee in einem guten Café zu trinken. Die deutsche Kaffeezubereitung und Trinkkultur ist weitestgehend unbekannt und wird erst durch uns Schritt für Schritt vermittelt um ihnen unsere Erwartungshaltung näher zu bringen.

Es ist für die Bauern schwer nachvollziehbar, ja unvorstellbar, welche Auswahl und Qualitäten wir in Deutschland haben. Wenn wir ihnen Bilder zeigen, sind sie regelrecht begeistert und auch stolz darauf, was mit ihrem Kaffee alles angestellt wird!

 

Was sind die größten Herausforderungen für euch als noch sehr kleiner Importeur von Rohkaffee?

Walter Knauer: Als kleiner Importeur muss man sich erst einmal bei den Kunden beweisen. Kontinuität, Zuverlässigkeit, Qualität sind Attribute die man sich erst erarbeiten muss. Unsere Prämisse „Hohe Qualität, fairer Preise und soziale Verantwortung kommt gut an, dennoch wurden wir am Anfang sehr beäugt und getestet.

Als privat geführtes Unternehmen ist der „Cash flow“ immer ein Thema. Bei der Vorfinanzierung stoßen wir langfristig an unsere Grenzen. Hier arbeiten wir aber an kreativen Ideen um unsere Kunden (Kaffeeröster etc.) besser mit den Bauern zu vernetzten, sodass alle eine Vorteil dabei haben

 

Konkret, welche Erfolge konntet ihr beispielsweise mit den Menschen aus der Cooperative bereits feiern?

Walter Knauer: Der größte Erfolg ist natürlich das höhere Einkommen, das die hochverschuldeten Bauern nun bereits das zweite Jahr erhalten haben. Mich hat dabei besonders gefreut, dass sich die Bauern von den Mehreinnahmen nicht etwa einen Flat-Screen-Fernseher gekauft haben, sondern Erntemaschinen (Motorsensen, etc.), um noch besser zu werden.

Durch kleine Spenden konnten wir Schulmöbel für die Kindergartenkinder anfertigen lassen, was ein kleiner aber sichtbarer Erfolg ist. Das kleine Dorf wurde von Röstern besucht die Filmaufnahmen mit einer Drohne gemacht haben. Dieser kleine „Highlight“ ging durch das ganze Tal!

 

Was zeichnet peruanischen Kaffee aus – sowohl im Anbau als auch in der Tasse? Gibt es besondere Merkmale, die auch der PachaMama aufweist?

Walter Knauer: Peruanische Kaffee trifft die Erwartungshaltung der Deutschen häufig: Er ist. karamellig, nussig, mandelig, schokoladig, mit einer feinen Säure und leicht fruchtige Noten. PachaMama ist dabei sehr ausgeprägt, er ist voll im Geschmack, hat eine natürliche Süße, lang anhalten, seidig und angenehm im Abgang.

Peru ist ein ideales Anbauland für Kaffee. Bester mineralhaltiger Andenboden (an den Hängen zum Amazonas) bei 1320 bis 1720 Höhenmeter, ermöglicht zahlreiche Aromaeinschlüsse. Viele Sonnentage, mildes Klima, ganzjährige Wasserversorgung, genügend Luftfeuchtigkeit, Schattenbäumen bieten ein ideales Mikroklima.

 

Du und dein Partner Michael Scherff könnten eigentlich den Ruhestand genießen. Was treibt euch an und was wollt ihr in den nächsten 5 Jahren erreichen?

Walter Knauer: Als wir anfingen, haben wir unsere Vision nieder geschrieben: 

„Wir wollen hochwertigen Spitzenkaffee aus biologischem Anbau, aus dem Hochland von Peru, über Direktimport an Kaffee-Röster in Deutschland verkaufen, um die finanzielle Situation der Kleinbauern der „Asociación Miguel Grau“ zu verbessern. So sollen sie eine solide Lebensgrundlage durch den Kaffeeanbau erlangen aber auch gleichzeitig die Umwelt schonen.“

Ja, wir könnten nach einem langen Berufsleben „nichts“ tun. Wir haben aber das Gefühl, dass wir unsere Fähigkeiten und internationale Erfahrungen, die wir erlangt haben, noch sinnvoll einsetzten können und wollen.

Unser Ziel ist, dass wir das System nachhaltig verändern. Die Bauern sollen befähigt sein eigenständig zu arbeiten. Wir wären glücklich, wenn wir mit unserem kleinen „Leuchtturm-Projekt“ viele Nachahmer finden und natürlich viele treue Kunden in Deutschland bekommen würden.

 

Neben dem PachaMama aus Peru, was sind deine Lieblingskaffees – welche Kontinente oder Anbauregionen bevorzugst du? Welche Zubereitungsmethode?

Walter: Ich trinke natürlich jeden Tag den „PachaMama“ weil er mir auch schmeckt. Ich bin froh, durch Zufall einen Kaffee gefunden zu haben, zu dem ich auch persönlich stehen kann.

Wie beim Wein auch, liebe ich Vielfalt und wir Testen auch immer wieder Kaffee aus der ganzen Welt. Kaffee aus Afrika ist traumhaft floral, und blumig. Das ist etwas besonders, nicht für jeden Tag und auch nichts für Kaffeeanfänger, die „typischen“ Kaffee trinken wollen. Aber ein Sidamo aus Äthiopien hat mein Geschmackspektrum sehr erweitert.

Indischer Kaffee ist auch sehr interessant, eher erdig, würzig, Der Monsooned Malabar ist dabei eine besondere Spezialität. Er ist sehr säurearm Ein weicher Kaffee mit einer angenehmen Fülle. Das gefällt mir.

Mit der Zubereitung habe ich lange getestet. Ich habe mich, für den täglichen Gebrauch, für eine einfache und kostengünstige Lösung mit einer Sowden Kanne entschieden. Es ist eine unkomplizierte Kaffee-Zubereitung die einen unverfälschten, aromatischen Kaffeegenuss ermöglicht. Bei dem individuellen, sanften Handbrühverfahren kann durch unterschiedliche  Kaffeemenge, Mahlgrad, Wassermenge, Extraktionszeit für jeden der persönlich liebste Kaffee bestimmt werden. Der Kaffee wird sanft zubereitet, enthält dadurch kaum Bitterstoffe, ist aber voll im Geschmack.

 

Walter, herzlichen Dank für deine Zeit und die vielen wertvollen Informationen. Wir wünschen dir und Michael mit PachaMama und den Bauern von Miguel Grau alles Gute. Wir hoffen, dass ihr noch viel bewegen könnt. Ihr seid auf dem besten Weg! Danke.

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Das Interview führte Lars Györvari (mit Walter Knauer)
Mehr zu PachaMama gibt es unter http://peru-kaffee.de/

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